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AUSSTELLUNG
Vor der Wegwerfgesellschaft
Reparierte Objekte aus den Sammlungen des Volkskundemuseums Wien
Kuratiert von Tina Zickler und Dr. Claudia Peschel-Wacha
Ort: Festivalzentrale
Zeit: während der Festival-Öffnungszeiten
Jahrhundertelang war es Usus, kaputte Gegenstände des täglichen Lebens zu reparieren. Egal, ob es sich um ein beschädigtes Werkzeug, eine fehlende Schraube, einen Riss im Material, ein Loch im Gewand oder um einen abgerissenen Knopf handelte: Das Wissen und die Fertigkeiten zur Reparatur wurden ganz selbstverständlich von Generation zu Generation weitergegeben, denn sie waren nicht nur für arme Bevölkerungsschichten von existenzieller Bedeutung. Einfache Ausbesserungsarbeiten wurden selbst durchgeführt, und im Zweifelsfall wurde improvisiert. Komplexe Reparaturen wurden hingegen Handwerkerinnen und Handwerkern anvertraut, die über die dafür notwendigen Werkzeuge und vor allem über das notwendige händische Können verfügten.
Das Volkskundemuseum Wien ist eines der großen internationalen ethnographischen Museen mit umfangreichen Sammlungen zur Volkskunst sowie zu historischen und gegenwärtigen Alltagskulturen Europas. Seine vielfältige Sammlung umfasst über 300.000 Objekte. Darunter befinden sich zahlreiche reparierte Dinge, zum Beispiel Möbel, Haushaltsgegenstände, Werkzeuge und Bekleidung. Die Ausstellung „Vor der Wegwerfgesellschaft“ präsentiert ausgewählte geflickte Objekte der Sammlung aus Textil, Keramik und Holz von der Renaissance bis zur Gegenwart. Beispielsweise wird eine karierte Stoffhose aus der Biedermeierzeit gezeigt, die unzählige Male geflickt wurde. Ihr wird eine Jeans gegenübergestellt, die der Direktor des Museums, Matthias Beitl, immer wieder ausbesserte und für deren Erhalt er sich selbst das Nähen beibrachte.
Zwei interessante Beispiele für reparierte Werkzeuge sind eine verzierte Sichel aus Südtirol und ein hölzerner Wäschepracker, der die Datierung 1854 trägt.
Besonders spannend ist die historische Reparaturtechnik der Rastelbinder. Die ausgestellten Keramikschalen wurden nicht einfach geklebt, sondern mit einem Drahtnetz instandgesetzt und zusammengehalten. Diese spezielle Technik wurde von slowakischen Drahtbindern ausgeführt. Sie bereisten mit ihrem Können die gesamte Donaumonarchie und gehörten auch in Wien zum Stadtbild.
Alle Objekte der Ausstellung zeigen eindrückliche Gebrauchsspuren und eine spezielle Patina, die durch vielfache Nutzung und oftmaligen Gebrauch entstanden ist.