Volkskundemuseum Wien
Das Volkskundemuseum Wien ist eines der großen internationalen ethnographischen Museen mit umfangreichen Sammlungen zur Volkskunst sowie zu historischen und gegenwärtigen Alltagskulturen Europas.
Wir nutzen diese Gelegenheit und werden den Besucher*innen des Festivals einige spannende Objekte des Museums zum Thema re:pair vorstellen.
Volkskundemuseum Wien
Gartenpalais Schönborn
Laudongasse 15–19
1080 Wien
Öffnungszeiten während des re:pair Festivals:
Di bis So 10:00 bis 17:00 Uhr
Do 10:00 bis 20:00 Uhr
Jedenfalls bis zum Ende der jeweils letzten Veranstaltung
Freier Eintritt zu allen Veranstaltungen in der Festivalzentrale!
Vor der Wegwerfgesellschaft
Reparierte Objekte aus den Sammlungen des Volkskundemuseums Wien
Kuratiert von: Tina Zickler und Dr.in Claudia Peschel-Wacha
Ort: Festivalzentrale
Zeit: während der Festival-Öffnungszeiten
Jahrhundertelang war es Usus, kaputte Gegenstände des täglichen Lebens zu reparieren. Egal, ob es sich um ein beschädigtes Werkzeug, eine fehlende Schraube, einen Riss im Material, ein Loch im Gewand oder um einen abgerissenen Knopf handelte: Das Wissen und die Fertigkeiten zur Reparatur wurden ganz selbstverständlich von Generation zu Generation weitergegeben, denn sie waren nicht nur für arme Bevölkerungsschichten von existenzieller Bedeutung. Einfache Ausbesserungsarbeiten wurden selbst durchgeführt, und im Zweifelsfall wurde improvisiert. Komplexe Reparaturen wurden hingegen Handwerkerinnen und Handwerkern anvertraut, die über die dafür notwendigen Werkzeuge und vor allem über das notwendige händische Können verfügten.
Das Volkskundemuseum Wien ist eines der großen internationalen ethnographischen Museen mit umfangreichen Sammlungen zur Volkskunst sowie zu historischen und gegenwärtigen Alltagskulturen Europas. Seine vielfältige Sammlung umfasst über 300.000 Objekte. Darunter befinden sich zahlreiche reparierte Dinge, zum Beispiel Möbel, Haushaltsgegenstände, Werkzeuge und Bekleidung. Die Ausstellung »Vor der Wegwerfgesellschaft« präsentiert ausgewählte geflickte Objekte der Sammlung aus Textil, Keramik und Holz von der Renaissance bis zur Gegenwart. Beispielsweise wird eine karierte Stoffhose aus der Biedermeierzeit gezeigt, die unzählige Male geflickt wurde. Ihr wird eine Jeans gegenübergestellt, die der Direktor des Museums, Matthias Beitl, immer wieder ausbesserte und für deren Erhalt er sich selbst das Nähen beibrachte.
Zwei interessante Beispiele für reparierte Werkzeuge sind eine verzierte Sichel aus Südtirol und ein hölzerner Wäschepracker, der die Datierung 1854 trägt.
Besonders spannend ist die historische Reparaturtechnik der Rastelbinder. Die ausgestellten Keramikschalen wurden nicht einfach geklebt, sondern mit einem Drahtnetz instandgesetzt und zusammengehalten. Diese spezielle Technik wurde von slowakischen Drahtbindern ausgeführt. Sie bereisten mit ihrem Können die gesamte Donaumonarchie und gehörten auch in Wien zum Stadtbild. Alle Objekte der Ausstellung zeigen eindrückliche Gebrauchsspuren und eine spezielle Patina, die durch vielfache Nutzung und oftmaligen Gebrauch entstanden ist.
I fixed it – partizipative Installation
Tina Zickler
Ort: Festivalzentrale
Zeit: während der Festival-Öffnungszeiten
Während des Festivals ist im Volkskundemuseum die Installation „I fixed it“ zu besichtigen. Dafür hatte Tina Zickler einen Aufruf gestartet und alle, die gern reparieren, gebeten, reparierte Objekte einzureichen – egal, ob es sich um einen Toaster oder Norwegerpullover handelt. Im Sommer 2022 hat die Übergabe der Objekte stattgefunden. Aus ihnen und aus den kleinen Geschichten dazu gestaltet Tina Zickler die Installation.
Art & Repair – Fotos von Werken von Yoko Ono und Kader Attia
Ort: Festivalzentrale
Zeit: während der Festival-Öffnungszeiten
Sowohl Yoko Ono als auch Kader Attia beschäftigten sich in ihrem künstlerischen Werk immer wieder mit dem Thema Reparatur. Bereits 1966 schuf Yoko Ono ihr Werk »Mend Piece«, das an die japanische Tradition des Kintsugi anknüpft. Das interaktive Werk bietet dem Publikum die Möglichkeit, Keramik-Scherben mittels Zwirn zusammen zu fügen. „Mend Piece“ wurde in unzähligen Ausstellungen weltweit präsentiert, zuletzt Ende letzten Jahres in der Whitechapel Gallery in London und bis Ende Mai diesen Jahres in der Ausstellung »Yoko Ono. THIS ROOM MOVES AT THE SAME SPEED AS THE CLOUDS« im Kunsthaus Zürich. Der Künstler Kader Attia kuratiert in diesem Jahr die 12. Berlin Biennale (11. Juni bis 18. September 2022). Als Künstler, Denker und Aktivist beschäftigte er sich insbesondere mit dem Begriff der Reparatur, zunächst von Objekten und körperlichen Verletzungen bis hin zu individuellen und gesellschaftlichen Traumata. Für ihn stellt die Reparatur eine Möglichkeit kulturellen Widerstands dar, als eine Art der Handlungsmacht, die in unterschiedlichen Praktiken und Wissensformen Ausdruck findet.
Zwei Filme zur Sanierung historischer Gebäude
Tina Zickler & Paul Wünsche
Ort: Festivalzentrale
Zeit: während der Festival-Öffnungszeiten
Im Rahmen der Ausstellung »handWERK. Tradiertes Können in der digitalen Welt« entstanden zwei Filme zur fachgerechten Sanierung von historischen Gebäuden. Im Film »Der Kalkputz – altbewährt & ökologisch« erläutert Experte Bernhard Gritsch die Sanierung eines Armenhauses in Rust mittels Kalkputz. Peter Fröch, Tischlermeister und Bestatter, zeigt im Film »Historische Fenster richtig restaurieren« alle notwendigen Arbeitsschritte, um Holzfenster in Altbauten zu sanieren und langfristig zu erhalten.